Reihe Latein Kreativ - allgemeine Informationen
Latein kreativ scheint sicherlich manchem - auch innerhalb unseres Fachgebietes - ein Paradoxon zu sein. Sind die lateinische Kultur und Sprache nicht eher rational bestimmt, sachlich, historisch, machtorientiert etc.? Sicherlich ist dies in vielen Fällen so. Daneben aber gibt es überraschend viele lateinische Texte und Werke, die in hohem Maße zu Kreativität einladen. Dies betrifft nicht nur den archetypischen Mythenschatz des Abendlandes, der weitgehend von den Griechen ererbt ist, sondern alle Aspekte lebens- und erlebensbezogener Darstellung.
Pädagogisch und gesellschaftspolitisch gesehen muss der Lateinunterricht dieses Potential entfalten, muss junge Menschen zu logischer Einsicht, aber auch zu mythischer Tiefsicht führen. Diesem Ziel ist die Reihe "Latein kreativ" gewidmet.
Bruno Depetris - Pelle di Proteo (Haut des Proteus)
Die existenziellen und kreativen Aspekte werden vor allem durch folgende Bereiche angesprochen:
- Kriterium für die Lektüreauswahl (Autoren und Stoffe) ist deren existentieller Gehalt und die Möglichkeiten der Identifikation für heutige Schüler:innen.
- Der jeweilige Einleitungsteil führt nicht nur in Autor und Werk ein, sondern macht bereits auf den (existenziellen) Gehalt der Lektüre und deren Sinnpotenzial aufmerksam.
- Eine hervorragende Bebilderung (in Umfang und Qualität) macht das Potential der Lektüre anschaulich und regt zur Auseinandersetzung an. Dabei dienen die Bilder nur in seltenen Fällen der reinen Veranschaulichung, nie der bloßen Ausschmückung (Kolorierung). Sie stehen immer in einem engen Bezug zum Text (Veranschaulichung oder Vertiefung bestimmter Aspekte), wobei sie häufig auch die Interpretation begleiten oder mit vorbereiten (Problematisierung, Übertragung etc.).
- Das Existenzielle ist eng verwandt mit dem Psychologischen, dieses wiederum vermittelt sich über die Art der Sprache und über Symbole. Dies gilt besonders für alle dichterischen Texte (vor allem Ovids Metamorphosen) und für Amor und Psyche. Die existenzielle und psychologische Verdichtung, die die Betroffenheit des Menschen in seinem Inneren bloßlegt, wird bereits während der Lektüre immer wieder angesprochen und bewusstgemacht. Die Interpretation erfolgt aufbauend schon während der Lektüre und wird jeweils durch übergreifende Aufgaben zum Schluss gebündelt.
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Die Art der Interpretation (durch die Aufgabestellungen gelenkt) richtet sich vor allem auf die innerlichen Aspekte der behandelten Texte (das „Wesentliche“). Natürlich werden auch äußere Aspekte (wie die gattungstypische Gestaltung und Gliederung, Wortfelder, sprachliche Erscheinungen etc.) beachtet, doch bildet die klassische Textinterpretation nur den Ausgangspunkt des Erfassens; sie sollte eine Brücke sein, die zur Wahrnehmung des inneren Gehaltes der Texte hin führt.
- An geeigneten Stellen werden Vorschläge zur kreativen Vertiefung gemacht. Immer wieder wird das Sich-Hineindenken in die Entwicklungsperspektiven einer Erzählung und das Aufgreifen personaler Aspekte gefördert; auf diese Weise werden die vielfältigen Motivstränge zur Sprache gebracht und die Identifikation mit den handelnden Figuren wird gefördert. Ähnlich gilt dies auch für eher rationale Texte wie die philosophischen Schriften Senecas. Gerade diese zeichen sich jedoch durch ihre existenzielle Lebendigkeit und Konkretheit aus.
Kreative Auseinandersetzung mit der Lektüre bzw. kreative Weiterführung der Lektüre dient
• einer persönlichen Aufnahme der Texte und ihres Gehaltes, somit
• einer vertiefenden Interpretation (Wahrnehmung der existenziellen und symbolischen Bedeutung bestimmter Textstellen oder Werke),
• der intensiveren Auseinandersetzung mit der Lektüre (Adaption oder auch Problematisierung),
• der Förderung einer personen- und erlebnisbezogenen und so Bildung ermöglichenden Unterrichtskultur.
LATEIN KREATIV IN STICHWORTEN
die Reihe bietet ...
• eine hervorragende Bildausstattung, die den Inhalt veranschaulicht und den Charakter der Lektüre unterstreicht, die aber auch zur Auseinandersetzung mit den Motiven und Themen der Lektüre anregt.
• Arbeitsaufgaben, die nicht nur auf äußerliche Beobachtungen abzielen, sondern den Gehalt der Lektüre und ihre existenzielle Bedeutung für heutige Schüler ernst nehmen.
• ein ausgewogenes Verhältnis von Übersetzungsarbeit, Interpretation und kreativer Vertiefung.
• separate Anregungen zum Weiterdenken der Lektüre (Verinnerlichung) und spezielle Vorschläge für kreative Arbeitsformen (in Einzel- oder Gruppenarbeit)
• Übersichtlichkeit in der Grundanlage (optische und farbige Unterstützungshilfen).
• einen angemessenen Sublinea-Kommentar mit Hilfen zur Erweiterung und Festigung des Wortschatzes.
• umfangreiche Begleithilfen durch einen Einführungsteil (Autor, Werk, Lebenszeit, Intention etc.) und einen Anhang (Wortschatz, Metrik, besondere Erscheinungen, Hilfen zur Bildinterpretation, Lektürehinweise ..).
• Anregungen zur Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte.